Aufbruch nach Norden
Crespel & Deiters in Burgdorf …
1927, neun Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs, arbeitet Crespel & Deiters wieder auf Hochtouren. Die Rohstoffversorgung ist durch den aufblühenden Mehlhandel gesichert. Die Weizenstärkeproduktion wirft bereits so viel ab, dass das Unternehmen auf Expansionskurs geht. Die Fabrikhallen und Nebengebäude in Ibbenbüren werden ausgebaut und mehr Leute eingestellt. Doch der Weizenstärkespezialist denkt noch größer. Seit der Währungsreform 1923 und dem darauffolgenden wirtschaftlichen Aufschwung kann die deutsche Wirtschaft wieder investieren. Auch Crespel & Deiters plant, seine Produktion zu vergrößern und den Nordosten des Landes zu erschließen. Die Wahl fällt auf die Burgdorfer Stärkefabrik Müller & Co. KG in Burgdorf, nahe bei Hannover.
Eine Fabrik mit Geschichte
Das Werk in der Uetzer Straße 14/15 in Burgdorf ist schon seit 1895 als Weizenstärkefabrik in Betrieb. Verschiedene Unternehmerfamilien haben hier bereits gewirkt, als Crespel & Deiters 1927 Gebäude und Anlagen übernimmt. Doch noch während der Planungen zur Modernisierung der dortigen Produktion beginnt, kaum zwei Jahre, später die Weltwirtschaftskrise. Nach dem Zusammenbruch der New Yorker Börse und dem daraus resultierenden Abzug aller amerikanischen Kredite aus Deutschland, endet der wirtschaftliche Aufschwung abrupt. Viele Firmen machen Konkurs. Crespel & Deiters zieht die Notbremse, schließt die Burgdorfer Weizenstärkefabrik vorerst und konzentriert Arbeit wie Mittel auf das Stammwerk in Ibbenbüren.
Die große Depression
Anfang der Dreißiger Jahre gehen Deutschland, seine Bürger und so auch Crespel & Deiters düsteren Zeiten entgegen. Ein stagnierender Außenhandel, Massenarbeitslosigkeit und fehlendes Geld prägen das Bild. „Die große Depression“ legt sich über das Land und die ganze Welt. Erst 1936 schafft es Crespel & Deiters wieder, die Fabrik in Burgdorf zu eröffnen. Doch der Weg dorthin ist mit einigen – amtlich verlegten – spitzen Steinen gepflastert.
Der Amtsschimmel und das Abwasser
Als erstes baut Crespel & Deiters die komplette Produktion um und modernisiert alle Anlagen. Auch eine neue Kläranlage wird integriert. Obwohl sie das Wasser bedeutend besser reinigt als vorher und technisch auf dem neuesten Stand ist, nimmt das Kulturbauamt in Celle sie aufs Korn. Im Gegensatz zum Arbeitsamt Hannover, das hocherfreut über die Wiedereröffnung und den damit verbundenen Arbeitsplätzen ist, findet das Bauamt immer neue Vorwände, die Kläranlage nicht abzunehmen. Erst als dem für den Bau verantwortlichen Ingenieur der Kragen platzt und er sich bei dem zuständigen Flusswasser-Untersuchungsamt über die Hinhaltetaktik des Bauamts beschwert, kommt Bewegung in die Geschichte und die Kläranlage wird genehmigt. Nachdem dann auch noch nach zähem Ringen die Erlaubnis des Regierungspräsidenten aus Lüneburg zur regelmäßigen unterirdischen Wasserentnahme erfolgt, ist auch die Wasserversorgung der Fabrik gesichert. Die Arbeit kann beginnen. Mit 20 Angestellten eröffnet Crespel & Deiters am 13. Juli 1936 wieder seine Dependance im Herzen von Niedersachsen.
Wie gewonnen so zerronnen
In den nächsten Jahren produziert Crespel & Deiters im Werk Burgdorf Weizenstärkeprodukte, die Unternehmen im mittleren und teilweise östlichen Teil Deutschlands versorgen. Doch auch hier ist es – wie beim großen Brand 1891 in Ibbenbüren – ein Feuer, das allen unternehmerischen Erfolg von einer Minute zur anderen zunichte macht. 1944 zerstört ein Großbrand das Werk Burgdorf fast vollständig. Doch der Weizenstärkespezialist gibt abermals nicht auf. Mit großer finanzieller Anstrengung gelingt es Crespel & Deiters, das Werk wieder aufzubauen. Noch bis 1967 hält sich der Standort in Niedersachsen, bevor das Werk endgültig geschlossen wird und Crespel & Deiters den deutschen Norden weiter über das Stammwerk in Ibbenbüren beliefert.